Mai 2021

Kann die Bitburger Brauerei mit 3,7 Mio hl jährlichem Bierausstoß ein Craft Bier brauen? Mit dem Maibock haben sie zumindest ein saisonales Bier im Sortiment, das sicherlich vielen hilft, die Breite des Bierspektrums über das Pils hinaus auszutesten. Das bringt mich zu meiner nächsten Frage: Kann ein Pils auch ein Craft Bier sein? Denn das Bitter 58 zeigt sicherlich, wie geschmackvoll auch dieser Bierstil sein kann.

Frühjahr ist eine gute Zeit, um Sauerbiere auszuprobieren. Die schmecken meist nicht sehr nach dem, was man erwartet, wenn man Bier hört. Und das Gose with Raspberries zeigt, dass sich der Geschmack oft gut mit Früchten kombinieren lässt. Doch das Fake Empire zeigt, dass man auch Sauerbier und IPA zusammen unter einen Hut bringen kann. Spannend!

Hopfig geht's her mit dem 4 Sessions, das frühlingshaft leicht und angenehm hopfig ist. In Beyond The Pines gibt es dann die volle Hopfenladung.

Camba Bavaria 4 Sessions

Gerade im Frühjahr trinke ich gerne lockere und leichte Biere, die trotzdem nichts an Geschmack vermissen lassen. Auf 4 Sessions passt diese Beschreibung perfekt. Das Session Pale Ale hat lediglich 4,1% Alkohol, sieht optisch ansprechend aus und schmeckt nach Blumenwiese und Zitrusfrüchten.

Kaum eine Brauerei bringt solche Vielfalt in die deutsche Craft Beer Szene wie Camba Bavaria. Die ständig expandierende Brauerei aus dem bayerischen Süden hat 14 internationale Bierstile, 6 deutsche und 5 unterschiedliche fassgereifte Biere im Sortiment. Darüber hinaus gibt es ständig neue Prototypen, die nur limitiert erhältlich sind und die Experimentierfreude der Truchtlachinger Brauer zeigt. Bisher wurden so schon über 250 verschiedene Biere gebraut.

Brauerei Rittmayer Bitter 58

Bitter 58 ist ein besonders bitteres Bier der Brauerei Rittmayer. Etwas ungewöhnlich: Es handelt sich dabei um ein Pils, also einen Bierstil, der unter Craft Bieren eher ungewöhnlich ist. Doch durch den Kalthopfen kommen so viele Bitterstoffe und Aromen in das Bier, dass es wahrlich nicht dem entspricht, was man erwartet, wenn man "Pils" hört. Die Aromahopfen erinnern unter anderem an Litschi und Mango.

1422 wurde der Familie Rittmayer vom Markgrafen Friedrich IV. von Kulmbach-Ansbach das Braurecht verliehen. Seitdem ist es eine Familie der Brauer. Daneben hat Rittmayer noch 14 andere Biere im Sortiment, drei davon ausschließlich zur Herbst- und Winterzeit. Seit 2012 hat die Brauerei ein neues Zuhause direkt neben der eigenen Abfüllanlage. Neben den eigenen Bieren werden dort auch die Biere anderer Brauer hergestellt.

Brewdog Fake Empire

Fake Empire ist ein IPA. Und ein Sauerbier. Na, was denn nun? Was Brewdog hier zeigt, ist eine Kombination von zwei Bierstilen. Hopfig herb und gleichzeitig spritzig sauer. Das Bier ist mit Brettanomyces gebraut – also einer Hefe, die typischerweise auf der Haut von Früchten auftritt und beispielsweise für die Säure in einer Berliner Weißen zuständig ist – und kräftig gehopft mit den Hopfensorten Cascade, Citra und Mosaic, die für ihre Zitrusnoten bekannt sind und so herrlich mit der Säure harmonieren.

Eine Freundin von mir hat die Schotten von BrewDog 2007 in Nürnberg kennengelernt. Damals klang das Vorhaben der beiden, eine Craft-Brauerei aufzubauen, noch völlig durchgedreht, doch heute findet man die Biere in fast jedem gut sortierten Craft Beer-Laden. Dass hinter BrewDog eine Überzeugung steht, wird auch bei dem ungewöhnlichen Business-Modell schnell klar: Das Stammkapital kommt bei BrewDog von über 15.000 Crowd-Investoren. Außerdem sind alle Rezepte vollständig öffentlich verfügbar.

Bitburger Maibock

Kann Craft Bier auch Mainstream sein? Zumindest geschmacklich zeigt der Maibock, dass auch die großen Brauereien spannende Aromahopfen (hier Ariana) geschickt einsetzen können. Mit 6,7% Alkoholgehalt ist das Bier ziemlich kräftig und muss diesem eine ordentliche Portion Hopfen entgegensetzen. Das saisonale Bier ist so komponiert, dass es besonders gut in den Frühling passt.

Von Bitburger gab es bereits einen saisonalen Winterbock mit viel Geschmack. So ist es nur verständlich, dass es nun auch ein Bockbier für die Frühling gibt. Die Zielgruppe hier ist wohl eher nicht die oder der typische Craft Bier Trinkende, sondern eher jemand, der ein "normales" deutsches Bier gewohnt ist. Um so mehr freue ich mich, dass dadurch mehr Leute auf die Vielfalt des Bieres aufmerksam werden.

Sakiškių Alus Gose With Raspberries

Mit der Basis des leichten Weizen-Ales fängt es an. Dann macht es aber eine steile Wendung und wird etwas eigenartig und obskur. Fermentiert mit Milchsäurebakterien unter Zugabe von 100kg Himbeeren pro 1000 Liter Bier. Es ist eins der kompliziertesten Biere, das die Letten von Sakiškių alus brauen. Wie für Gose üblich, rundet die Zugabe von Salz den Geschmack ab.

Das Vorhaben zu Sakiškių alus war einfach: Handwerklich gebrautes, modernes Bier aus einer handwerklich gebauten Brauerei. Das war die Idee von Linas Zakarevičius, der sein Hobby professionalisieren wollte. 80qm in einem zweistöckigen Fachwerkhaus ist alles, was die Brauerei braucht. Für eine Brauerei ist das sehr klein, doch die ganze Ausstattung hat Linas selbst entworfen. Dank der Hilfe von Freunden hat er es geschafft, in einem halben Jahr die Brauerei aufzubauen. Besonders sein Vater hat viel geholfen und gar seinen ganzen Sommerurlaub mit dem Bau der Brauerei verbracht.

True Brew Beyond The Pines

Beyond The Pines, also hinter dem Nadelwald, spielt sich das Geschmackserlebnis bei diesem Double IPA ab. Das kräftige Bier riecht harzig und nach Kräutern. Die üppigen Bitterstoffe balancieren den Alkoholgehalt von 7,6%, sodass man diesen fast vergessen könnte. Aber eigentlich hätte ich den Geschmack hier gar nicht beschreiben müssen, denn das Dosenlabel sagt ja schon alles...

Aus dem Althergebrachten ausbrechen, mit vollem Einsatz dabei sein, Grenzen austesten und auf dieser Reise eine Menge Spaß haben. Das sind die Grundsätze, für die True Brew stehen. Die drei Franken Andreas Dünkel, Luis Seubert und Lucas Jochem haben in München eine Brauereigaststätte aufgemacht, in der sie 10 unterschiedliche Craft Biere am Hahn haben. Und dann fingen sie an, auch ihr eigenes Bier auszuschenken. Und mittlerweile hat True Brew auch viele Fans außerhalb der Landeshauptstadt gewonnen.