Traditionelle Bierstile gehören zu denen, die vielleicht am anspruchsvollsten sind, da es mehr Übung und Vorsicht braucht, um eine eigene Geschichte zu erzählen. Umso mehr freue ich mich über Biere wie das Original Helles von Hanscraft & Co. oder die Schwarze Kuni, die genau das tun.
Es ist auch spannend, was man mit Bier machen kann, wenn man weitere natürliche Zutaten hinzugibt, so wie das Kirschholz beim Cherry Wood Lager. Oder wie man ein bekanntes Stieleis als Bier verkörpern kann wie das Hightop Hopper Creamsicle Ale.
Mich freut es am Ende aber auch immer, hopfenbetonte Biere in meinem Kühlschrank zu finden, so wie das schlanke GrischBEERla oder das kräftige Idiot IPA.
Brauerei Simon Schwarze Kuni
Die Schwarze Kuni bringt eine große Geschichte mit sich. Dieses Bier wird in der fränkischen Stadt Lauf gebraut – eine Stadt, die, dem Mythos zufolge, aufgrund einer verlorenen Krone entstand. Die Namensgeberin dieses Biers, Kaiserin Kunigunde, hielt auf dem Weg nach Regensburg hier an, um etwas Wasser aus der Pegnitz zu trinken. Dabei fiel ihr Kopfschmuck in das Wasser und war nicht auffindbar. Viele Schatzsucher versuchten in den kommenden Jahren ihr Glück und fischten Schmutz und Dreck aus dem Fluss. Es entstand ein sauberes, begradigtes Gewässer, ideal für den Bau von Wassermühlen, die den Grundstein für die Siedlung Lauf bildeten. Doch das kaiserliche Diadem wurde nie gefunden. So ist die Heilige Kunigunde nun die Schutzpatronin der Stadt und dieses Bier ist ihr gewidmet.
Bereits seit 1875 ist das Köbel'sche Anwesen am Laufer Marktplatz in den Händen der Familie Simon. Damals wurde hier im Kommunbrauwesen gebraut, es gab einen Metzgereibetrieb und Branntwein wurde hergestellt. In einem Kommunbrauhaus dürfen Mitglieder der Gemeinde gegen eine Gebühr ihr eigenes Bier brauen und dann zu Hause weiterverarbeiten. Erst 1957 wurde das Kommunbrauen in ein eigenes Sudhaus in einem Laufer Kommunbrauhaus verlegt. Bereits 27 Jahre vorher verlegte die Privatbrauerei ihre eigene Brauaktivität an einen zweiten, größeren Standort. Bis heute werden die Biere handwerklich und in kleinen Mengen gebraut.
Hanscraft Original Helles
Was ein Original Helles spannend macht, ist, dass es ein Bierstil ist, den jeder schon kennt und der sehr mild ist. Man kann keinen Fehler hinter großen Hopfenmengen verstecken und das Malz muss perfekt abgestimmt sein. Sogar die Hefesorte verändert den Geschmack merklich. Und bei Hanscraft & Co. geht es bestimmt nicht darum, noch ein Bier des beliebten Stils auf den Markt zu bringen, sondern eine Geschichte über die eigenen fränkischen Wurzeln zu erzählen. Eine feine Malznote, Aromen von frischem Gras und etwas weißer Pfeffer machen die Aromen dieses Biers aus.
Ich glaube, ich sage nicht zu viel, wenn ich erkläre, dass Hans Christian Müller die deutsche Craft Bier-Szene ganz entscheidend geprägt hat. 2013 wollte der Zahnmediziner Bier für die gehobene Gastronomie brauen, das eine echte Alternative zu Wein darstellt. Das erste IPA der Hanscraft & Co wurde von Craft Bier-Trinkern in ganz Deutschland sofort gerne angenommen. Und so wurde er zum Brauer. Heute werden die Biere von der Brauerei Rittmayer in Hallerndorf gebraut und Hans Christian Müller berät Brauereien und gastronomische Unternehmen strategisch und bei der Produktion.
Coronado Brewing Co. Idiot IPA
Die hopfenbetonten Biere, die von der amerikanischen Westküste kommen, werden immer mit Unmengen an Hopfen gestopft. Man könnte schon fast sagen, idiotisch viel Hopfen ist in diesem Idiot IPA gelandet. Das Imperial IPA mit 8,5% Alkohol hat mit dem Nugget Hopfen und den vier C-Hopfen gewiss genug Bitterstoffe und Aromen erhalten. Ist dieses Bier eine Übertreibung? Vielleicht. Aber es zeigt auch die Grenzen dessen, was möglich und sinnvoll ist.
Coronado ist eine Halbinsel vor San Diego. Es ist die Heimat des größten und ältesten Holzgebäudes Kaliforniens, das Luxushotel Hotel del Coronado, das bereits als Filmkulisse für Marilyn Monroe diente und es ist bekannt für einen der spektakulärsten Sandstrände in Südkalifornien. Die Coronado Brewing Co. braut Bier, das genau von dieser Kulisse und diesem Strand inspiriert wurde.
Hopcity Brewing Co. Hightop Hopper Creamsicle Ale
Cremiges Vanilleeis am Stiel, überzogen mit Orangensorbet. Das ist die Inspiration für das Hightop Hopper Creamsicle Ale und alle Zutaten wurden entsprechend gewählt. Das nordamerikanische Zweireihermalz ist dort das beliebteste Standardmalz und sorgt für die Vanillebasis. Und die Hopfensorten Mandarina Bavaria und Citra bringen, wie der Name vermuten lässt, Mandarine und Zitrusaromen mit ins Getränk.
Im Jahr 2009 wurde Hopcity gegründet. Die kanadische Brauerei ist in Brampton, einem Vorort von Toronto, beheimatet. Dabei war es die Vision der Gründer, Bier zu brauen, das zu gleichen Teilen Geschmack, Komplexität und Trinkbarkeit vereint. Mitgründer John ist auch heute noch für die Brauerei zuständig. Was ihm am Brauen besonders Spaß macht, ist die Kreativität, die in den Prozess mit einfließt.
Buddelship & Sakiškių alus Cherry Wood Lager
Ich kenne Kirschholz vor allem, wenn es darum geht, Fleisch mit indirekter Hitze auf dem Grill zu räuchern. Dass man diese spannenden und komplexen Aromen auch einem Bier zuführen kann, das zeigt das Cherry Wood Lager. Denn nach dem Brauprozess wurde dem frischen Bier solch ein Holz hinzugegeben, sodass sich die ätherischen Öle lösten. Die Kirscharomen passen dabei besonders gut zu den Karamell- und Vanillearomen der Malze und den Gräsern und Kräutern des Hopfen Hallertauer Mittelfrüh.
Dieses Bier wurde von zwei Brauereien gemeinsam entwickelt und gebraut.
In einer alten Hamburger Fischfabrik stellt Simon Siemsgrüß, Gründer und Brauer von Buddelship, seine Biere her.
Jahrelang war das mein Einstieg, um die Buddelship Brauerei zu beschreiben. Doch seit 2020 stimmt das nicht mehr. Unter Androhung einer Räumungsklage musste Buddelship aus der Fischfabrik ausziehen und Corona hat das Geschäft auf den Kopf gestellt. So gab es seitdem eine Umstellung der Bierstile, es werden fast nur noch hopfenbetonte untergärige Biere gebraut, eine Umstellung des Designs und eine Umstellung auf Dosenabfüllung. Buddelship ist zu einer anderen Marke geworden, als es noch 2020 der Fall war.
Sind wir überrascht, so ist das Team von Sakiškių alus glücklich. Die kleine 80qm-Brauerei aus Litauen braut ehrliches Bier, bei dem nichts gefiltert oder pasteurisiert wird und legt viel Wert darauf, dass jedes Bier auch den Stil im Namen hat, den es verkörpert. Das war auch die Vision vom Brauereigründer und früheren Heimbrauer Linas Zakarevičius, der seine Brauerei selbst aufgebaut hat. Sein größter Helfer war dabei sein Vater, der seinen Jahresurlaub darauf verwendete, dem kleinen Brauereigebäude ein Dach zu verleihen.
Weiherer & Fat Head's Brewery GrischBEERla
Eine besonders drahtige, zierliche Person wurde von meinem Vater altbayerisch als Grischberl bezeichnet. Im Fränkischen gibt es das Wort mit der gleichen Bedeutung ebenfalls und es wird gerne mit der verniedlichenden Endung -la benutzt. Dieses GrischBEERla soll ein besonders schlankes Bier bezeichnen. Und zwar ein Session IPA, also ein Bier, das wie ein IPA gehopft ist, aber nicht die gleiche Schwere hat, sondern schlanker und leichter daher kommt.
Auch hierbei handelt es sich um ein Bier das aus der Zusammenarbeit zweier Brauereien entstand.
Die Weiherer Brauerei Kundmüller ist in einem Dorf mit 100 Einwohnern beheimatet. Selbstverständlich herrscht hier eine große Verbundenheit mit der Natur. So ist die Brauerei Mitglied im Qualitätsverbund umweltbewusster Betriebe und betreibt eine vorausschauende Vermeidung von Umweltbelastungen. Die Brauerei engagiert sich bereits seit den 90ern für Umweltschutz, als Solar- und Photovoltaikanlagen installiert wurden, um nachhaltig die Gaststätte mit Wärme und Strom zu versorgen. Seit 2011 sind einige der Weihrer Biere als Solarbier zertifiziert, denn sie werden ausschließlich mit regenerativer Energie erzeugt.
Was 1992 als Bierkneipe begann, fing schnell an zu wachsen. Fat Head's verdoppelte den eigenen Bierumsatz bereits im zweiten Jahr und schon nach wenigen Jahren war es an der Zeit für eine eigene Brauereianlage. Diese wurde 2012 noch einmal deutlich vergrößert und ging mit Fat Head's Expansion über die Stadtgrenzen hinweg einher.